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„Blutegel -
kleine Monster, große Heiler“
Alte Heilmethoden im Spiegel der modernen Forschung
„Ist der ekelig!“, quietscht die kleine Ronja, als sie „Egon, den Show-Egel“ in meinem Praxis-Aquarium schwimmen sieht. „Deshalb heißt er wohl Egel?“ Hier irrt Ronja. Das Wort Egel stammt vom griechischen Wort echis (kleine Schlange)
ab und bezeichnet ein seit alters her für seine Heilkräfte bekanntes Tier.
Die alten Germanen verwendeten für Heiler das gleiche Wort wie für den Blutegel.
Vermutlich ist sogar die Schlange am Aeskulapstab der Ärzte ein Blutegel. Heutzutage hat die moderne Chirurgie
die Egel als „lebende Apotheken“ wieder entdeckt. Die Blutegelsekrete helfen den Chirurgen
z.B. abgerissene Gliedmaßen wieder anwachsen zu lassen. Bekannt geworden sind auch die Forschungen
des Prof. Dobos aus Essen. Er wies nach, dass bei Gelenkschmerzen, Gelenkarthrose (-arthritis) Blutegel hochwirksame
und nebenwirkungsfreie Hilfe leisten. Möglich machen dies mehr als 20 verschiedene Substanzen im Blutegelsekret.
Hirudin, Calin, Egelin, Apyrase, Piyavit u.a. sind erst zum Teil erforscht. Sie wirken entzündungshemmend, abschwellend,
durchblutungsfördernd und schmerzstillend.
Professor Dobos wies nach, dass z.B. am Knie eine einzige Blutegelanwendung ½ Jahr lang den Schmerz bis zu
80% reduziert. Heute wird die Blutegeltherapie vor allem bei Durchblutungsstörungen, Krampfadern, Gelenkschmerzen,
Rheuma, Arthrose, bei Brüchen und Amputationsverletzungen, Bluthochdruck, Furunkel und Karbunkel angewandt.
Jährlich „schwimmen“ 400 000 Egel in Deutschland „über den Praxistisch“ zum Wohl der Menschheit.
Da sollte man doch mit einigen Vorurteilen aufräumen: Blutegel sind z.B. nicht gierig, eine Mahlzeit genügt
für 1-2 Jahre. Schaffen Sie das auch? Der Blutegel gewährt uns im Austausch für seine Nahrung reichlich Nutzen
und Segen (das kann man bei anderen Blutsaugern nicht immer sagen). Blutegel leben somit in Symbiose mit uns.
Dieses Kunststück schaffen wir Menschen mit unseren anderen „Nutztieren“ selten. Also – wer ist hier das Monster?
„Lächerlich ist die Angst vor Tieren.
Der Mensch ist das einzig gefährliche Raubtier“
G. B. Shaw,
Schriftsteller